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Bitwala wagt den Neuanfang: Interview mit Mitgründer Dennis Daiber

Über 12 Monate ist es her, dass die deutsche Neobank Nuri Insolvenz anmelden musste. Nun wagt ein 9-köpfiges Team den Neustart und setzt dabei auf den ursprünglichen Namen des Unternehmens.

Bitwala wagt den Neuanfang

Über 12 Monate ist es her, dass die deutsche Neobank Nuri Insolvenz anmelden musste. 200.000 Kunden waren damals betroffen.

Laut der damaligen CEO Kristina Walcker-Meyer seien die “Herausforderungen aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfelds” unüberwindbar gewesen: Ukraine-Krieg, Zinswende, Krypto-Winter, Terra-Luna und dann auch noch die Pleite des Kooperationspartners Celsius, die einige Nuri-Kunden geschädigt hat. Die dringend benötigte Finanzierungsrunde hatte man deswegen letztlich nicht abschließen können.

Nun startet ein 9-köpfiges Team rund um den ehemaligen Gründer Jan Goslicki und den ehemaligen Head of Trading Dennis Daiber einen neuen Anlauf. Dabei greifen sie auf den alten Namen zurück: Bitwala.

Wir haben den gestrigen Launch des neuen Bitwala-Produktes zum Anlass genommen, um mit Dennis Daiber über den Neustart und die Zukunftspläne des Unternehmens zu sprechen.

Interview

Über 1 Jahr nach Insolvenzantrag, habt ihr gestern Bitwala offiziell wieder aufleben lassen. Und zwar nicht als Neobank, sondern als Krypto-Wallet. Was erwartet die Nutzer?

Im Prinzip ist es ganz einfach. Wir gehen wieder zurück zu dem, was Bitwala mal war: Eine self-custodial Wallet, über die Nutzer einfach und sicher BTC sowie ETH kaufen, aufbewahren und allen voran nutzen können.

Dafür gibt’s zusätzlich unsere Karte, die entweder bei Händlern zum Zahlen oder an Geldautomaten zur Bargeldauszahlung genutzt werden kann.

Im Hintergrund werden diese Transaktionen abgewickelt mithilfe einer virtuellen IBAN. Damit steckt hinter der Bitwala-Wallet gleichzeitig eine Art “virtuelles“ Bankkonto.

Natürlich lassen sich über unsere Plattform die Assets auch handeln, jedoch nur gegen ETH oder Fiat. Denn fürs Trading ist die Wallet nicht ausgelegt.

Der Wallet-Markt ist sehr kompetitiv mit vielen Anbietern. Auf welche Zielgruppe möchtet ihr euch fokussieren?

Wir wollen vor allem die Bitcoin Power-User abholen. Also die Leute, die einen großen Teil ihres Vermögens (> 50 %) in BTC haben und größtenteils mit dem Bitcoin-Netzwerk interagieren.

Das sind meistens die Nutzer, die nicht am Trading oder sonstigen Angeboten wie bspw. tokenized ETFs interessiert sind. Sie legen stattdessen einen großen Wert auf das Mehren, Wahren und Nutzen ihres digitalen Vermögens - mit einem starken Fokus auf Self-Custody.

Von den aktiven Nuri-Kunden waren das damals knapp 11 %. Eben diesen Kundenstamm wollen wir mit Bitwala bedienen.

Was habt ihr in Bitwala gesehen, dass ihr es nach der Insolvenz von Nuri nochmal wissen wollt?

Es ist wichtig zu verstehen, dass Nuris Insolvenz nicht an mangelnder Nachfrage nach dem Produkt selbst gelegen hat. Wir hatten damals 200.000 Kunden, von denen knapp 50.000 jeden Monat aktiv waren, sowie insgesamt 500 Mio. € in den Wallets.

Das Problem war, dass es im Laufe der Zeit neben im Nachhinein ungünstigen strategischen Entscheidungen ebenfalls zu großen Turbulenzen am Krypto-Markt kam: siehe Terra-Luna, Celsius und FTX. Alles Faktoren, die uns in diese Situation gebracht haben.

Wir haben das Gefühl, unsere Fehler verstanden und aus ihnen gelernt zu haben, sodass wir mit Bitwala einen neuen Versuch starten wollen.

Ein großer Vorteil für uns ist auch, dass wir einen harten Kern aus sehr seniorigen Entwicklern von Nuri mit uns im Boot haben. So können wir bspw. die Nutzer der alten Nuri-Wallet problemlos auf Bitwala migrieren.

Was waren die größten Learnings aus dem Scheitern von Nuri. Was wollt ihr dieses Mal anders machen?

Nuri hat uns vor allem drei wichtige Lektionen gelehrt:

  1. Don’t overhire. Wir haben zu schnell zu groß geträumt und deshalb innerhalb kürzester Zeit zu viele neue Leute ins Team geholt.

  2. Keep it simple. Anstatt in der Krypto-Nische zu bleiben, wollten wir mithilfe einer Banklizenz unser Produktangebot ausweiten, um noch mehr Nutzer ans Land ziehen zu können. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat.

  3. Raise if you can. Aufgrund von externen Faktoren haben wir uns gegen ein Fundraising-Angebot entschieden und hatten dann später Probleme, an Investitionen zu kommen, als diese wichtig gewesen wären.

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? Woran verdient ihr Geld?

Bei Bitwala verfolgen wir ganz klassisch, wie bei Nuri bereits auch, ein Gebührenmodell. Das heißt: Nutzer zahlen jeweils 1 % beim On- und Offrampen ihrer Assets.

Auch bei Bargeldauszahlungen am Automaten fallen Gebühren an, wobei diese sich von Standort zu Standort unterscheiden und auch bei anderen Fintechs gang und gäbe sind.

Wer sind Investoren und wie groß ist das Team?

Momentan sind wir ein 9-köpfiges Team.

Zu den Investoren wollen wir noch nichts sagen. Für alle, die es interessiert, lässt es sich bald im Handelsregister nachlesen.

Was ich sagen kann, ist, dass wir seit Dezember 800.000 € eingenommen haben - hauptsächlich von Angels. Ziel wäre es aber, noch weitere 500.000 € zu raisen, damit wir unsere Operations und das Team bis ins nächste Jahr hinein ausreichend finanzieren können.

Zum Start seid ihr noch nicht in Deutschland tätig. Woran liegt es und wann glaubt ihr, auch hierzulande live gehen zu können?

Damit wir in Deutschland launchen können, muss eigentlich nur eine Rechtskonstruktion gefunden werden.

Das Problem ist aber, dass nicht viele Unternehmen dazu in der Lage sind, uns dabei zu helfen oder erst davon überzeugt werden müssen, sich dem Krypto-Thema anzunehmen.

Auch was das Thema KYC-Sharing angeht, ist einiges zu tun.

Aber dennoch, wir sind recht zuversichtlich, dass wir dieses Jahr noch deutsche Kunden bei uns aufnehmen können.

Ausblick: Worauf dürfen sich eure Nutzer in den nächsten Monaten freuen?

Die Features, die im Laufe der kommenden Monate definitiv kommen werden, sind eine funktionierende Karte, eine Integration mit dem Lightning-Network sowie WalletConnect.

Wir planen auch, unsere BitGo-Wallets durch MPC-Wallets zu ersetzen. Diese sind nämlich Blockchain-agnostisch und können daher flexibler eingesetzt werden.

Ansonsten müssen wir schauen, wohin uns der Markt führen wird. Längerfristig können wir uns auch gut vorstellen, Assets zum Beispiel auch auf Taro anzubieten.

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