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Ein Blick hinter die Kulissen von Visas Kryptostrategie

Im Interview mit Maike Hornung, Europe Crypto & Global CBDC Strategy Lead

Builder: Maike Hornung
Building: Europe Crypto & Global CBDC Strategy Lead @ Visa

#1 Elevator-Pitch: Wie sieht Visas Krypto-Strategie aus?

Wir bei Visa möchten allen Formen der Geldbewegung einen Mehrwert geben, sei es innerhalb unseres eigenen Visa Netzwerks oder darüber hinaus.

Was Krypto angeht, möchten wir als Brücke dienen und dabei helfen, Plattformen und Blockchain-Netzwerke mit unserem globalen Netzwerk von mehr als 100 Mio. Händlern und ≈ 15.000 Finanzinstituten zu verbinden.

Unsere Strategie umfasst dabei fünf Bereiche:

  1. On-ramps: Visa ermöglicht es Verbraucher:innen Krypto-Assets, Stablecoins und digitale Assets, wie NFTs, mit ihren Visa Karten zu kaufen.

  2. Off-ramps: Wir arbeiten mit mehr als 70 Krypto-Plattformen zusammen und unterstützen sie dabei, Visa Karten auszugeben, mit denen Verbraucher:innen Krypto-Assets oder Stablecoins für Transaktionen bei allen Händlern des Visa-Netzwerks nutzen können. Wenn Nutzer:innen zum Beispiel einen neuen Flatscreen kaufen wollen, müssen sie ihre Bitcoin nicht erst konvertieren, sondern können einfach ihre Visa Karte nutzen, um den Einkauf zu tätigen. Alles andere geschieht im Hintergrund.

  3. Digitale Währungen im eigenen Netzwerk: So wie wir Transaktionen in etwa 160 Währungen tätigen, möchten wir auch digitale Währungen unterstützen, die unsere Kriterien für sichere und zuverlässige Zahlungen erfüllen.

  4. Krypto Beratungsangebot: Visa hat ein Netzwerk von Expert:innen innerhalb unserer Beratungsabteilung VCA (Visa Consulting and Analytics) und weiterer Abteilungen, die Kunden und Partnern dabei helfen, ihr Krypto-Geschäft voranzubringen.

  5. Digitales Zentralbankgeld: Wir arbeiten mit Zentralbanken auf der ganzen Welt zusammen, um Designherausforderungen (z.B. im Bereich Sicherheit oder Interoperabilität) zu erforschen.

#2 Was ist deine Hintergrundgeschichte und in welcher Rolle fungierst du bei Visa?

Als Bitcoin geboren wurde, habe ich gerade erst mein Studium in European Studies in Maastricht begonnen – was vermeintlich wenig mit Krypto zu tun hat. Ich habe dann viele Jahre im Public Affairs Bereich gearbeitet, erst für eine Beratung, dann für eine Stiftung und zuletzt für Visa.

Meine ersten Krypto-Investments habe ich 2017 getätigt und bin damit rein ins Rabbit Hole. Mich hat fasziniert, dass Krypto vieles, was mich schon im Studium bewegt hat, verbindet - nämlich das Zusammenspiel von Technologie, Ethik und Politik.

Jetzt darf ich für Visa das Kryptogeschäft für Europa vorantreiben und unsere Strategie für digitales Zentralbankgeld global entwickeln.

Auf der Business Development Seite bedeutet das, dass ich bspw. hiesige Krypto-Plattformen dabei unterstütze, Visa Karten oder neue Produkte einzuführen.

Außerdem betreibe ich viel Education bei unseren existierenden Partnern und Kunden und helfe ihnen dabei, ihre eigene Krypto-Strategie zu entwicklen.

Ähnlich ist es auch mit den Zentralbanken.

In Brasilien haben wir zum Beispiel im Rahmen der CBDC LIFT Challenge einen Use Case für den Digital Real getestet - eine programmierbare Finanzplattform, die es Landwirten ermöglicht, ihre Ernten mithilfe der Blockchain-Technologie sicher zu finanzieren und zu verkaufen.

Visa Cards ausgewählter Kryptobörsen

#3 CBDCs geraten zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit und werden heiß diskutiert. Was sind CBDCs eigentlich genau und wo stehen sie aktuell in ihrer Entwicklung?

Central Bank Digital Currencies sind digitales Geld, das von der Zentralbank ausgegeben wird. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen zwei Formen von CBDC.

  1. Retail CBDC: für die generelle Öffentlichkeit zugänglich

  2. Wholesale CBDC: für Finanzinstitutionen

Obwohl bisher nur sehr wenige CBDCs live sind, forscht bereits die Mehrheit der Zentralbanken weltweit an dem Konzept, dem Design und den Use Cases von CBDC. Wir unterstützen sie dabei und tauschen uns mit Zentralbanken auf der ganzen Welt zu diesem Thema aus.

In Europa befindet sich die EZB noch in der Untersuchungsphase – sie will aber im Herbst eine Entscheidung darüber treffen, ob die Realisierungsphase für den digitalen Euro eingeleitet wird. Das würde bedeuten, dass die Infrastruktur für den Digital Euro gebaut und im Anschluss umfangreich getestet werden würde.

Zudem wird für Anfang Sommer ein Gesetzesvorschlag von der Europäischen Kommission hierzu erwartet, um bereits den rechtlichen Rahmen zu diskutieren.

Ob der Digitale Euro also kommen wird, ist noch nicht klar und dann auch noch mehrere Jahre entfernt. Hinter den Kulissen nehmen die Arbeiten aber bereits Fahrt auf.

#4 Vor 2 Jahren hattet ihr verkündet, an einer Settlement-Lösung zu arbeiten, mit der eure Kunden Zahlungen in USDC über Ethereum abwickeln können. Cuy Sheffield, euer Head of Crypto, bestätigte diese Anstrengungen jüngst auf einer Konferenz. Wie weit seid ihr hier und welche Vorteile seht ihr in einer solchen Lösung?

Das war damals eine Branchenpremiere, wir haben auch eine Test-Transaktion im Stablecoin USDC über die Ethereum-Blockchain mit Partnern über unser Netzwerk abgewickelt.

Generell sehen wir Bockchains, auf denen Stablecoins laufen, als Teil unseres “Network of Networks”. Damit wir Fiat- und Stablecoin Zahlungen nahtlos umwandeln können, arbeiten wir mit unseren Treasury Teams daran, neue Settlement-Lösungen zu entwickeln.

Am Ende ist das Teil unseres Kerngeschäfts: Zahlungen in allen verschiedenen Währungen auf der ganzen Welt ermöglichen. Heutzutage geschieht dies in Fiat-Währungen, aber die Möglichkeit, in digitalen Währungen abzurechnen, könnte erhebliche Vorteile und Effizienz bieten.

#5 Welche weiteren Trends und Bereiche findet ihr darüber hinaus spannend?

Wir sehen NFTs als eine vielversprechende Technologie und können uns vorstellen, dass sie neue Anwendungsfälle im digitalen Handel und im Bereich digitaler Identitäten ermöglichen kann.

Die Möglichkeit, ein digitales Asset in mehreren Umgebungen zu verfolgen und zu nutzen, hat großes Potenzial für Bereiche, wie etwa Ticketing, Gaming, Musik, usw.

Und natürlich Blockchain Netzwerke: Wir verbringen viel Zeit damit, die Grundlagen verschiedener Blockchains und Protokolle, einschließlich der Sicherheit, Skalierbarkeit, Interoperabilität und Privatsphäre, zu erforschen.

Im Dezember haben wir ein Papier veröffentlicht, in dem wir eine Smart Contract Anwendung für wiederkehrende Zahlungen untersucht haben.

#6 Gegen welches Vorurteil kämpfst du persönlich in deinen Gesprächen mit euren institutionellen Kunden am häufigsten an?

„Krypto ist reines Spekulationsobjekt!“ – Für mich ist Krypto vor allem ein Oberbegriff für eine Technologie bzw. für Blockchain Netzwerke, die als einzige Quelle der Wahrheit dienen und auf verteilte Weise nach einem klaren Regelwerk betrieben werden, in das jede Entität schreiben kann, aber das keine einzelne Entität besitzt oder kontrolliert.

Wir bei Visa sehen wachsendes Verbraucherinteresse im Bereich Krypto und wollen Brücken bauen zwischen traditionellen und neuen Playern aus dem Krypto-Ökosystem.

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