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"Wir glauben, dass alle Fortune 500 Unternehmen onchain kommen werden."
Hilmar Orth ist der Gründer von Gelato, dem Rollup-as-a-Service Anbieter, mit dem Kraken für seine neue Layer-2 Ink zusammengearbeitet hat. Im Interview gibt er uns alle Details zur Rollup-Landschaft.
Glückwunsch zum Kraken L2 Launch! Bevor wir in die Details gehen - was ist aus deiner Sicht der Grund, warum Unternehmen wie Kraken eine eigene Layer-2 launchen?
Hilmar: Danke dir! Der Grund ist eigentlich ziemlich einfach: Sie wollen mehr Kontrolle über ihren eigenen Blockspace und wie Transaktionen sequenziert werden. Es bringt ihnen nichts, wenn sie ihre Nutzer auf Blockchains wie Ethereum oder Solana onboarden und den ganzen ökonomischen Wert dann an externe Akteure wie MEV Searcher, Block Builder und Validatoren abgeben.
Doch es ist nicht nur die Kontrolle, die für Unternehmen interessant ist. Eine eigene Chain zu besitzen, gibt ihnen natürlich auch neue Möglichkeiten der Monetarisierung und ihr Ökosystem zu vergrößern.
Du meinst über Transaktionsgebühren?
Ja, auch. Aber das ist nicht die einzige Option. Nehmen wir das Beispiel Uniswap / Unichain. Die haben mit Uniswap, dem Protokoll und Uniswap X, ihrem Frontend, zwei Produkte, mit denen sie monetarisieren können und wo ihnen eine eigene Chain helfen kann, die Nutzererfahrung so zu verbessern, dass mehr Kunden zu ihnen kommen.
Jetzt sprecht ihr nicht nur mit Krypto-Unternehmen wie Kraken, sondern auch mit Fortune 500 Unternehmen. Wie erklärt ihr denen, warum sie eine eigene Blockchain brauchen?
Aktuell führen wir Gespräche mit einigen großen Tech-Unternehmen, und so erklären wir es ihnen: Eine Blockchain kann man sich wie eine offene API für das eigene Unternehmen vorstellen. Ähnlich wie bei der Facebook API, über die externe Entwickler Spiele und Apps erstellen konnten, die auf die Nutzerbasis von Facebook zugriffen, funktioniert es auch mit einer Blockchain. Unternehmen können nicht nur selbst Lösungen entwickeln, sondern auch anderen erlauben, auf ihrer Plattform zu bauen, wodurch Mehrwert entsteht. Das schafft ein offenes Ökosystem, von dem alle profitieren.
Ein konkretes Beispiel im E-Commerce wäre der Einsatz von Blockchain für die Authentifizierung von Luxusgütern, wie zum Beispiel Uhren. Angenommen, eine Firma verkauft teure Uhren – sie kann digitale Zertifikate auf der Blockchain ausstellen, die belegen, dass die Uhr echt ist. Wenn der Käufer die Uhr weiterverkauft, wird das Zertifikat auf der Blockchain mit übertragen. So kann jeder die Herkunft und Echtheit des Produkts nachvollziehen, ohne auf unsichere Papiere angewiesen zu sein.
Oder ein anderes Beispiel: Fox News nutzt bereits eine Blockchain mit unserer Technologie, um Inhalte zu verifizieren. Sie speichern Hashes von Artikeln und Beiträgen auf der Blockchain, damit Nutzer sicherstellen können, dass ein Artikel wirklich von Fox News oder anderen Publishern wie der New York Times stammt. Das ist besonders in Zeiten von Fake News und AI-generierten Inhalten ein riesiger Vorteil, weil es Transparenz schafft und Fälschungen verhindert.
Und ihr seid der Anbieter, der diesen Unternehmen die Plattform bietet, um solche Lösungen zu bauen?
Hilmar Orth: Genau. Wir sehen uns als eine Art "Google Cloud" für verifizierbare Server. Unternehmen kommen zu uns, um ihre eigenen Rollups oder verifizierbaren Server zu deployen, die sie dann mit allen anderen Chains da draußen verbinden können. Das Schöne daran ist, dass sie dadurch ein Ökosystem schaffen können, in dem nicht nur sie selbst, sondern auch andere Entwickler auf ihrer Plattform Applikationen bauen können. Das schafft zusätzlichen Wert, ohne dass sie die Kontrolle über ihre Daten oder Nutzer abgeben müssen.
Und wie geht ihr dabei vor? Empfehlt ihr den Kunden, welche Layer-2-Lösungen für sie am besten geeignet sind, oder wie läuft das ab?
Hilmar Orth: Ja, genau. Wir arbeiten mit den verschiedenen Rollup-Framework Entwicklern wie OP Stack, Arbitrum oder ZKsync zusammen und helfen den Unternehmen dabei, die für sie passende Lösung auszuwählen.
Zumindest die großen Namen scheinen fast alle beim OP Stack zu landen: Coinbase, World, Uniswap, Celo…jetzt auch Kraken. Woran liegt das?
„Distribution beats Product“ und was die Distribution angeht, ist OP Stack mittlerweile den anderen Lösungen meilenweit voraus. Hier greifen dann auch Netzwerkeffekte, weil Chains wie Base oder Unichain auch andere Blockchains anziehen, die in das Ökosystem reinpluggen möchten.
Und natürlich wissen alle in Krypto, dass Zero-Knowledge am Ende die beste Lösung für Interoperabilität zwischen Blockchains sein wird, aber dafür ist heute noch zu früh.
Wie sieht euer Geschäftsmodell aus, also wofür zahlen Unternehmen wie Kraken, wenn sie euch nutzen?
Ja, Unternehmen wie Kraken zahlen bei uns im Grunde für die Nutzung der Infrastruktur, also klassisch pro Nutzung. Das ist im Prinzip vergleichbar mit einem traditionellen Cloud-Infrastruktur-Geschäftsmodell – sie zahlen für die Ressourcen, die sie verbrauchen, wie Speicher, Rechenleistung, usw.
Aber das Spannende ist eigentlich, dass wir ein riesiges Ökosystem aufbauen, in dem viele Chains auf unserer Plattform gelauncht werden und unsere nativen Services nutzen. Die eigentliche große Chance liegt also darin, Netzwerkeffekte zwischen diesen Chains zu erzeugen. Und es wird viele verschiedene Wege geben, wie man das monetarisieren kann. Wir fokussieren uns derzeit aber eher darauf, die größte Plattform für Chains zu schaffen, als sofort auf Umsatzmaximierung.
Von Uniswap wissen wir, wie schwierig es ist, die Interessen von UNI-Tokenholdern und Uniswap Labs, dem Unternehmen hinter Uniswap, zu alignen. Ihr habt auch einen Token. Wie denkt ihr über das Spannungsfeld nach?
Ja, also die Realität ist auf jeden Fall, dass es Token und dass es Unternehmensanteile gibt. Als Unternehmen brauchen wir echte Einnahmen, um unsere Ausgaben zu begleichen.
Für mich stellt sich die Frage, wie man die Netzwerkeffekte eines Unternehmens nutzen kann, um Wert zu schaffen, der mit einem Token verknüpft wird. Das ist der Ansatz, auf den wir uns konzentrieren. Ein gutes Beispiel dafür ist Binance. Der BNB-Token von Binance ist nicht direkt an Anteile oder den gesamten Wert von Binance gekoppelt, aber er hat trotzdem einen enormen Wert. Warum? Weil Binance die Plattform eine immense Nutzerbasis hat und ihren Token stragisch für gewisse Use Cases auf ihrer Plattform einsetzen kann. Ich denke, der Schlüssel liegt darin, Plattformen zu bauen, die stark genug sind, um ihren Token auf natürliche Weise zu unterstützen, ohne dass alles streng eins zu eins verknüpft sein muss.
Was kostet es eigentlich, eine eigene Blockchain zu betreiben?
Eine Chain an sich zu betreiben, fängt kostentechnisch bei 140.000 USD an, um sie dauerhaft in Produktion zu halten. Aber die Realität sieht so aus, dass du viel mehr als nur die Chain brauchst. Du brauchst Bridges, Indexer, Automatisierungen, Paymasters, Account Abstraction und vieles mehr. Unser Ziel ist es, diese Kosten so weit wie möglich zu reduzieren und alles in einem Paket anzubieten, sodass man mit einem Klick alles erhält. Wenn man all diese Services zusammenrechnet, kommt man bei einer typischen DeFi-Chain auf etwa 280.000 USD – das ist der Ausgangspunkt. Die genauen Kosten hängen dann von den jeweiligen Service Providern ab, die man nutzt.
Zum Abschluss die obligatorische Frage: Was steht als Nächstes an für Gelato?
Wir glauben, dass alle großen Unternehmen onchain kommen und ihre eigenen Chains launchen werden. Die Zeit, wo man glaubt, alle Applikationen werden auf einer einzigen Chain wie Ethereum oder Solana gebaut, sind für uns Pasé. Und wir bauen das Google Cloud von Web3 mit der weltweit besten Infrastruktur für sie.
Ein spannender Punkt dabei ist: Wir sehen Rollups als die neuen verifizierbaren Server. Ähnlich wie in der Web2-Welt, wo Unternehmen durch horizontales Skalieren wachsen, wird es in Web3 genauso sein. Unternehmen werden nicht nur eine Chain betreiben, sondern je nach Bedarf dutzende oder sogar hunderte elastisch aufsetzen. Für den Endnutzer wird das alles nahtlos wie eine einzige Chain erscheinen.
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