INTERVIEW DES TAGES

"Die Dynamik nimmt trotz des Crashes eher zu."

Intro

Prof. Dr. Philipp Sandner ist ein gefragter Gesprächspartner.

Als Leiter des Blockchain Centers der Frankfurt School of Finance & Management verfügt er nicht nur über ein tiefes Verständnis der Blockchain-Technologie, sondern auch über die notwendige Reputation und rhetorischen Mittel, diese der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.

Ich habe ihn vor wenigen Tagen gesprochen und ein aktuelles Stimmungsbild eingeholt.

6 Fragen | 6 Antworten

Nein, überhaupt nicht. Es gibt so viele schlaue Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen. Und auch der Staat und die EU-Kommission würden keine Gesetze erarbeiten, wenn alles Murks wäre.

Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass der Bitcoin Bestand hat, dass Ethereum weiter wachsen wird und Stablecoins spannend bleiben. Hinzu kommt, dass DeFi trotz des Sturms wunderbar funktioniert hat. Auch das Metaverse, das aktuell noch auf PowerPoint Basis ist, wird langfristig heranwachsen.

Die Skepsis kann ich deswegen nur bedingt verstehen.

Das Interesse steigt, weil jedes Jahr eine neue Welle den Markt erfasst.

Erst DeFi, dann Stablecoins, dann NFTs, dann das Metaverse. Als nächstes deuten sich ReFi (Regenerative Finance), Gaming und Digital Identity an.

Die Dynamik scheint trotz des Crashes eher zuzunehmen, einfach weil Tausende neue Leute in das Ökosystem strömen.

1. Bitcoin: Bitcoin als Store of Value und dezentraler Token, der nicht konfisziert werden kann.

2. Stabecoins: Stablecoins eröffnen ganz neue Jobmärkte, weil bspw. europäische Startups auf einmal Entwickler in Nigeria bezahlen können. Instant, kostengünstig, in US-Dollar und ohne Notwendigkeit eines Bankkontos.

3. Metaverse: In Zukunft wird es mehrere virtuelle Welten geben, zwischen denen Informationen in Form von digitalen Assets transportiert werden können.

Das Narrativ war immer, dass die Blockchain existierende Branchen digital transformieren sollte. Das sah aber nur auf PowerPoints schön aus.

Es gibt 2 Probleme:

1. Man muss intern bei den Entscheidungsträgern immer gegen die fehlende Veränderungsbereitschaft ankämpfen. Die fragen sich, warum eine Infrastruktur, die grundsätzlich funktioniert, verändert werden muss.

2. Alle Prozesse müssten standardisiert werden, damit sie überhaupt blockchainfähig werden. Das schafft man nicht über Nacht und schon gar nicht weltweit.

Stattdessen bin ich eher der Meinung, dass Blockchains viel besser dafür geeignet sind, links und rechts ganze neue Räume aufzumachen, die es vorher noch nicht gegeben hat.

Die EZB entwickelt mit dem Digitalen Euro eine Art Kreditkarte 2.0, bei der mir das Nutzenversprechen noch ein Rätsel ist. Wir haben ja heute schon die Kreditkarte 1.0 und die funktioniert wunderbar.

Ich sehe vielmehr den großen Nachteil, dass alle Zahlungsdaten dann in einer einzigen großen Datenbank gespeichert werden.

Ein Euro Stablecoin wäre viel interessanter, aber da passiert ja nichts. Wir schauen zu, wie der Dollar 95% des Stablecoin-Marktes dominiert.

Es wird eine regulierte und eine dezentrale Welt geben.

In der regulierten Welt verschaffen Banken den technisch wenig versierten Menschen Zugang zu Kryptowährungen bewahren diese für sie auf.

Die dezentrale Welt ist der Ort, wo Innovation stattfindet und in der die Techies mit den Smart Contracts direkt interagieren.

Die Banken sind langsamer, picken sich aus der dezentralen Welt die besten Innovationen raus und machen diese Ideen für die regulierte Welt on scale verfügbar.

Postskriptum

In unserem Gespräch hat mir Philipp außerdem einen Überblick über die vielen Education-Initiativen des Blockchain Centers gegeben.

Neben einem Masterstudiengang in Blockchain & Digital Assets und einer halbjährlichen Kryptokonferenz bietet Philipp mit seinem Team auch kostenlose Weiterbildungsprogramme in den 4 folgenden Bereichen an:

• DLT-Talents: Ein Programm, das explizit für Frauen und deren Talentförderung entworfen wurde

• DeFi-Talents

• NFT-Talents

• Bitcoin-Talents

Die Bewerbungsfristen laufen teilweise noch. Checkt es aus!

HOTTEST NEWS

1. Phantom: Das Solana-basierte Krypto-Wallet Phantom unterstützt fortan auch Ethereum und Polygon. Aktuell zählt Phantom 3 Mio. Nutzer.⛓

2. BlockFi: Der insolvente Kryptoverleiher BlockFi hat vor Gericht eine Klage gegen Sam Bankman-Fried eingereicht. Dieser soll BlockFi seine Robinhood-Aktien als Kreditsicherheit vertraglich zugesichert haben.👩🏽‍⚖️

3. Miami: Miamis Bürgermeister Francis Suarez hat bestätigt, dass er seinen Lohn nach wie vor in Bitcoin überwiesen bekommt. An seiner langfristigen Überzeugung und der Ausrichtung Miamis als Blockchain Hub habe sich nichts geändert.🌴

4. Porsche: Die Luxusautomarke hat auf ihrer Webseite neue Informationen hinsichtlich ihres NFT-Projektes bekanntgegeben und ihren Discord Server gelauncht. Demnach wird es 7.500 NFTs geben, die im Januar gemintet werden. Bezüglich der Utility heißt es: Owners of digital collectibles by Porsche can look forward to a variety of customization options, an inspiring community of NFT holders, specially selected "money can't buy" experiences as well as the opportunity to co-create Porsche's future in the Web3 universe."🏎

DEALS TO WATCH

Midnight | 7,5 Mio. $ | Seed : Web3-Spieleentwickler.

Burn Ghost | 3,1 Mio. $ | Seed : Entwickler von Casual Games, bei denen Spieler mit NFTs belohnt werden.

Wanderers | 2 Mio. $ | Seed : Ein NFT-Projekt, das mit dem Kapital ein Spiel entwickeln möchte.

LEKTÜRE DES TAGES

Eine gute Analyse über die aktuell größten Hürden von Web3.

Spoiler: Web3 scheitert bisher nicht nur an seiner schlechten UX.

➡️ Hier entlang.

VENN-DIAGRAMM DES TAGES

Tipp: In der Mitte liegt der Schatz vergraben.

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