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Zu früh aufgeatmet. Nach einer kurzen Erholung verhärteten sich in den vergangenen Tagen die Sorgen über den makroökonomischen Ausblick. Der Markt hat einen stärkeren Grad an Fed-Hawkishness eingepreist und seine Erwartungen für Zinssenkungen im Jahr 2025 spürbar nach unten korrigiert.

Folgende Analyse gilt aktuell als Konsens:

1. Hawkish Zinsausblick: Die Inflation erweist sich als hartnäckig. Das unterstrichen insbesondere die am Dienstag veröffentlichen Wirtschaftsdaten des US-Dienstleistungssektors. Gleichzeitig bleiben die Arbeitsmarktdaten robust, was die US-Notenbank deutlich restriktiver agieren lässt, als noch im vergangenen Herbst vermutet.

2. Steigende Zinsen: Dass Anleger seit Oktober trotz bis dato fallender Zinssenkungen keine Entspannung erwarten, hatte sich bereits in den Renditen auf langjährige US-Staatsanleihen abgezeichnet. Diese sind seit Oktober von 3,6% auf 4,6% gestiegen und treiben damit die Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher spürbar in die Höhe. Gleichzeitig dämpft dieser Anstieg den Appetit auf Risiko-Assets erheblich.

3. Trumps Fiskalpolitik: Die Aussicht auf neue Handelszölle könnte nach Auffassung der Fed inflationär wirken, was die Situation weiter verschärft.

Es herrscht ein hohes Maß an Unsicherheit über den geldpolitischen Ausblick im Markt – nichts mögen Investoren weniger.

Die Aufmerksamkeit gilt nun den US-Arbeitsmarktdaten für Dezember 2024, die heute veröffentlicht werden. Sollten diese schwächer ausfallen als erwartet, könnte die wachsende Sorge, dass die Fed in diesem Szenario nur begrenzt Spielraum für Zinssenkungen hat, den Verkaufsdruck kurzfristig weiter verstärken.

Wer eine aktuelle Makro-Meinung zum mittel- bis langfristigen Ausblick lesen möchte, dem sei dieser Beitrag empfohlen.

Tethers merkwürdiger $775 Millionen Deal

Es ist Tethers bis dato größter Deal. Im Schatten des ruhigeren Jahreswechsels hat der Stablecoin-Primus Ende Dezember ein strategisches Investment in Höhe von 775 Millionen USD in das kanadische Unternehmen Rumble bekannt gegeben.

Der Deal wirft einige Fragen auf:

• 775 Millionen USD ist selbst für Tethers Verhältnisse eine enorme Summe, deutlich größer als die anderen Großinvestments Tethers in das MedTech-Unternehmen Blackrock Neurotech (200 Millionen USD), den Bitcoin-Mining-Konzern Bitdeer (150 Millionen USD) und den Agrarkonzern Adecoagro SA (102 Millionen USD).

• Rumbles Kerngeschäft liegt in Video- und Cloud-Lösungen und bietet – abgesehen von einer strategischen Bitcoin-Investition im vergangenen Jahr – keine Krypto-Verbindungen.

• Zudem kämpft das Unternehmen mit finanziellen Herausforderungen: Im dritten Quartal 2024 verzeichnete Rumble Verluste von 32 Millionen USD bei lediglich 25 Millionen USD Umsatz.

Was könnte Tether in Rumble sehen?

Warum also investiert Tether eine Rekordsumme in ein verlustreiches Unternehmen, dessen einzige Krypto-Aktivität sich auf ein Investment in Bitcoin beschränkt? Zwei mögliche Erklärungsansätze:

1. Prominente Verbindungen: An Rumbles Cap Table sitzen einflussreiche Personen, unter anderem Peter Thiel, Vivek Ramaswamy und der designierte US-Vizepräsident JD Vance. Auch der US-Handelsminister in spe Howard Lutnick ist beteiligt. Er brachte das Unternehmen einst per SPAC an die Börse.

2. Distribution Play: Eine strategischere Hypothese wäre, dass Tether Rumble als Plattform für Stablecoins und Krypto-Payments nutzen möchte – eine Idee, die auch in der Pressemitteilung in den Raum gestellt wurde. Sie fußt auf dem Web3-Versprechen einer Creator Economy mit niedrigen Take Rates der großen Plattformen. Auch Innovationen im Bereich Mikrozahlungen wären vorstellbar.

Wirklich überzeugend sind beide Ansätze nicht. Politischen Einfluss hat Tether bereits über den besagten Howard Lutnick, der WSJ-Berichten zufolge 5% von Tether hält.

Und selbst mit viel Fantasie bleibt Rumbles geringe Marktdurchdringung unter den Video-Plattformen ein zu großes Hindernis, um das Investment im Hinblick auf Stablecoin-Adoption zu rechtfertigen.

Eine diversifizierte Wette auf den Asset-Layer

Abstrakt betrachtet fügt sich das Rumble-Investment dennoch in Tethers Diversifizierungs- und Stablecoin-Strategie ein, mit der das Unternehmen neue Quellen der Nachfrage erschließen möchte.

Dazu zählen neben Tethers ersten Aktivitäten im Rohöl-Handelsgeschäft auch die erst im November vorgestellte Tokenisierungsplattform Hadron und das Wallet-SDK, mit dem Entwickler eigene non-custodial Wallets bauen können. Das mögliche Kalkül: Die stärksten Netzwerkeffekte werden nicht auf Blockchain-, sondern auf Asset-Ebene greifen.

Oder es ist doch viel simpler – und Tether druckt schlicht mehr Geld, als sinnvoll ausgegeben werden kann.

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