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LI.FI: Der Weg zum Krypto-Decacorn
Nach einem explosiven Wachstum im letzten Jahr möchte der Liquidity-Aggregator LI.FI nun seine Marktführerschaft festigen und sein Produktangebot weiter ausbauen. Dabei verfolgt das Berliner Startup vor allem ein Ziel: LI.FI als das SWIFT der Onchain Economy zu positionieren und zu einem Unternehmen mit über 10 Milliarden USD Marktwert auszubauen.
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Dieser Beitrag erschien im DACH Insider Ausgabe 13 am 02.03.2025. Der DACH Insider ist das Insider-Journal für die deutschsprachige Digital Assets Industrie. Jeden zweiten Sonntag liefern wir exklusive Analysen und Hintergrundberichte aus dem DACH-Raum.
Gut möglich, dass Deutschlands nächstes Decacorn ein Krypto-Startup sein wird.
Bereits heute ist LI.FI eine tragende Säule des DeFi-Ökosystems und spielt in einer Liga mit Uniswap, Lido, Aave und Co.
Als ein sogenannter Liquidity-Aggregator aggregiert LI.FI verschiedene Cross-Chain Bridges sowie DEXes stellt Nutzern anschließend den günstigsten Transfer beziehungsweise Swap bereit.
Über 14 Milliarden USD an Volumen hat LI.FI allein im vergangenen Jahr abgewickelt – auch dank Unternehmen wie Robinhood, MetaMask, Phantom und Binance, die allesamt für ihre Wallet-Produkte auf die Infrastruktur des Berliner Startups setzen.
Nach einem explosiven Wachstum im letzten Jahr möchte das Unternehmen nun seine Marktführerschaft festigen und sein Produktangebot weiter ausbauen. Dafür gab das Unternehmen vor wenigen Wochen die Übernahme des Cross-Chain-Protokolls Catalyst bekannt und präsentierte seine Vision für LI.FI 2.0.
Das erklärte Ziel: LI.FI als das SWIFT der Onchain Economy zu positionieren und zu einem Unternehmen mit über 10 Milliarden USD Marktwert auszubauen.
Wir haben diese Ankündigung und die Catalyst-Übernahme zum Anlass genommen und uns mit Philipp Zentner, dem Gründer und CEO, zum Interview verabredet.
Das waren unsere Themen:
Die Fragmentierung der Blockchain-Netzwerke
Die Hintergründe zur Catalyst-Akquisition
Wie eine kleine Gruppe von Bots den DeFi-Markt dominiert
Die Decacorn-Bierdeckelrechnung
Interview mit Phillipp Zentner
Wachstum und Marktführerschaft
Viele Nutzer kennen euch vor allem von eurer Cross-Chain Bridge und DEX Aggregator Jumper. Gleichzeitig seid ihr auch in Wallet-Anbieter wie MetaMask und Phantom integriert. Kannst du uns kurz einen Überblick darüber geben, was alles zu LI.FI gehört?
LI.FI ist eine Price-Comparison- und Trade-Execution-API für DeFi-Liquidität, die Daten von verschiedenen Cross-Chain-Bridges und dezentralen Börsen aggregiert und Nutzern anschließend den günstigsten Transfer oder Swap anbietet.
Bei Jumper handelt es sich wiederum mittlerweile um ein Spinout, über das DeFi-Nutzer direkt auf unsere, aber auch andere Infrastruktur zugreifen können.
Wenn man so auf eure Traction schaut, dann seid ihr im letzten Jahr explosiv gewachsen. Über 20 Mrd. USD an Transaktionsvolumen habt ihr verarbeitet. Worauf lässt sich das rückblickend zurückführen? Auf die Integrationen mit den großen Wallet-Anbietern?
Das hat sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen. Doch im Kern profitieren wir stark von der zunehmenden Fragmentierung des Blockchain-Ökosystems. Die Entwicklung neuer Blockchains schreitet derzeit rasant voran – unter anderem, weil immer mehr Apps ihre eigenen Netzwerke launchen und Rollup-as-a-Service (RaaS)-Anbieter die Entwicklung von Layer-2s zusätzlich erheblich vereinfachen. Je größer die Fragmentierung, desto größer ist die Nachfrage nach Aggregatoren wie LI.FI.
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LI.FI: Wöchentliches Transaktionsvolumen
Im Aggregation Space konntet ihr euch als Marktführer etablieren. Aus deiner Sicht: Worin liegen eure größten Wettbewerbsvorteile? Glaubst du, dass man euch noch vom Thron stoßen kann?
Als einer der ersten Liquidity-Aggregatoren hatten wir einen klaren First-Mover-Advantage. Das ermöglichte uns, früh große Mengen an Daten zu sammeln, diese zu analysieren und unsere Technologie kontinuierlich zu verbessern. Dadurch konnten wir uns einen starken Moat in der Distribution aufbauen und unsere Marktführerschaft festigen.
Heute müssen wir nur noch selten auf potenzielle Kunden zugehen – viele große Unternehmen kommen mittlerweile von selbst auf uns zu. Somit profitieren wir stark von Netzwerkeffekten.
Von welchen Unternehmen sprechen wir da?
Neben Wallet-Anbietern, von denen die größten ja bereits zu unseren Kunden zählen, sind es vor allem Fintechs wie Robinhood und Revolut, die verstärkt Zugriff auf DeFi-Liquidität suchen. Gleichzeitig wächst das Interesse auch bei etablierten Finanzinstitutionen wie Mastercard, Visa und sogar einigen Großbanken.
Catalyst-Übernahme und Status Quo der Cross-Chain Landschaft
Vor wenigen Wochen habt ihr die Akquisition von Catalyst bekanntgegeben – dazu nochmal Glückwunsch. Die Übernahme ist ziemlich interessant, weil ihr damit eine Ebene tiefer in die Wertschöpfungskette geht und zukünftig nicht nur Bridges, DEXes und Solver Systeme aggregiert, sondern auch selbst einen Marktplatz für Solver aufbaut. Was ist euer Kalkül hinter dieser Vertikalisierungsstrategie?
Danke!
Die volle Kontrolle über eine eigene Infrastruktur bringt zwei entscheidende Vorteile.
Zum einen schaffen wir zusätzliche Redundanz für unsere Kunden. Falls andere Systeme ausfallen, können wir weiterhin über unsere eigene Infrastruktur Orders ausführen lassen.
Gleichzeitig gewinnen wir mehr Unabhängigkeit: Bisher mussten wir uns bei der Integration neuer Chains nach externen Partnern richten. Jetzt steuern wir diesen Prozess selbst – und können dadurch deutlich schneller expandieren und unser Angebot ausbauen.
Außerdem können wir das Wachstum des Marktplatzes über den bestehenden Orderflow unserer Aggregations-Infrastruktur bootstrappen, indem wir diesen in unser eigenes Intent-Netzwerk leiten. Damit ziehen wir wiederum neue Solver an – was zu besseren Preisen führt und dadurch sowohl mehr Nutzer als auch zusätzlichen Orderflow auf unsere Plattform bringt.
Du hast es bereits erwähnt: Bei Catalyst handelt es sich ja um ein sogenanntes Intent-Netzwerk. Wieso habt ihr ausgerechnet so eine Infrastruktur übernommen und könntest du kurz und knapp erklären, was Intents und Intent-Netzwerke sind?
Intent-basierte Protokolle haben vor allem in den letzten zwei Jahren einer großen Beliebtheit erfreut und haben sich inzwischen als zentraler Bestandteil der DeFi-Landschaft etabliert. Mittlerweile betreiben sogar DEXes wie Uniswap oder Cross-Chain-Lösungen wie Stargate eigene Intent-Infrastrukturen.
Bei Intents geben Nutzer eine gewünschte Aktion an – etwa “Transferiere 1 ETH von der Base Layer-2 auf Solana” –, die anschließend von einem sogenannten Solver ausgeführt wird. Der große Vorteil: Das Bridging wird für den Nutzer vollständig abstrahiert. Zudem schützen Intents vor schädlichem MEV wie Frontrunning-Attacken, wodurch bessere Ausführungspreise erzielt werden.
Ein Intent-Netzwerk wiederum ist ein Off-Chain-Marktplatz, auf dem Solver um die Ausführung von Intents konkurrieren, indem sie Nutzern die besten Preise bieten.
Auch "Solver" ist ein Buzzword, das man immer wieder hört, aber doch sehr abstrakt ist. Kannst du uns einmal aufklären? Was sind Solver eigentlich genau?
Solver sind am Ende des Tages Market Maker.
Es sind hochspezialisierte Teams mit speziellen Softwarelösungen, Algorithmen und Strategien, die theoretisch von jedem entwickelt und betrieben werden können. Da ihr Betrieb aber sowohl umfassendes Know-how als auch erhebliche Liquidität erfordert, um Intents über verschiedene Netzwerke hinweg auszuführen, werden sie häufig von großen Market Makern betrieben.
Spannend. Und wie groß ist der "Solver-Markt"? Hast du dafür ein Gefühl?
Bei den beiden größten Intent-Netzwerken, CoW Swap und Across Bridge, sind es jeweils etwa 15 bis 20 aktive Entitäten. Der Markt folgt jedoch stark einem Power Law – die fünf größten Solver halten in der Regel über 80% des Marktanteils.
Mit eurer Expansion verändert sich natürlich auch die Wettbewerbslandschaft. Mit wem steht ihr nun in Konkurrenz?
Mit allen und keinem. Mittlerweile stoßen wir in den meisten Deals auf 1inch (DEX Aggregator) und Uniswap (DEX). Durch den Ausbau unseres eigenen Intent-Netzwerks treten wir zwar auch in Konkurrenz zu anderen Bridges und Intent-Netzwerken, doch gleichzeitig profitieren sie nach wie vor von unserer Aggregation, da ein Teil des Orderflows weiterhin an sie fließen wird.
Der Weg zum Decacorn und Ausblick auf 2025
Lass uns zum Schluss einen Blick in die Zukunft werfen. Einer eurer Investoren hat kürzlich geteilt, dass du in LI.FI ein 10 Milliarden USD+ Unternehmen siehst. Wie sieht die Bierdeckelrechnung dahinter aus? Wie werdet ihr irgendwann eine solche Bewertung erreichen?
Ganz simpel: Wir wollen unsere Marktführerschaft weiter ausbauen, unsere Moats stärken und schrittweise mit der Monetarisierung beginnen. Mit jedem neuen Netzwerk und jeder zusätzlichen Liquidität, die onchain fließt, wächst unser Markt. Wenn wir es schaffen, einen signifikanten Anteil dieses Volumens zu erfassen und effizient zu monetarisieren, ist eine Bewertung in dieser Größenordnung – und darüber – absolut realistisch.
Bei der Bewertung von LI.FI darf man ebenfalls nicht vergessen, dass wir im Grunde das SWIFT für DeFi aufbauen. Zudem verbessert unsere Infrastruktur die DeFi-Nutzererfahrung erheblich und bildet gleichzeitig die Grundlage für Konzepte wie Chain Abstraction.
Wie sehen eure Monetarisierungspläne konkret aus?
Wir werden voraussichtlich damit beginnen, eine Gebühr von 0,25% auf über uns abgewickelte Transaktionen zu erheben.
Klingt erstmal nach gar nicht so wenig bei so viel Volumen?
Naja, wenn man bedenkt, dass MetaMask beispielsweise 0,87% und Coinbase sogar bis zu 4% verlangt, sind 0,25% im Vergleich durchaus fair.
Abgesehen davon, wie sieht der Rest von 2025 für LI.FI aus?
Weiter wachsen! Wir nähern uns bereits 80 Mitarbeitern und wollen unser monatliches Transaktionsvolumen in 2025 verzehnfachen (aktuell im Schnitt 2.5 Mrd.). Gleichzeitig möchten wir das Wachstum unserer eigenen Infrastruktur kontinuierlich vorantreiben und uns langfristig zum führenden Orderflow-Marktplatz in DeFi etablieren.
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